Die Zukunft ist nuklear
Weltweit sind per Ende 2023 57 Kernkraftwerke im Bau, 34 davon allein in Indien und China, und 9 werden in Europa gebaut. Dazu sind 91 Kernkraftwerke geplant. Forschung, Entwicklung und Bau nuklearer Technologien schreiten ebenso rasch voran. Warum?
Sicher nicht, weil Kernkraftwerke zu teuer oder zu gefährlich wären. Aber Regierungen weltweit sind in der Pflicht, ihre wachsende Bevölkerung mit Strom zu versorgen und ihre vertraglich eingegangenen Klimaschutzziele zu erfüllen. Die Wirtschaft, allen voran energieintensive IT- und Techunternehmen, will sich ebenso ausreichend klimafreundichen Strom sichern und investiert massiv in Forschung und Entwicklung neuer nuklearer Technologien. Einige Teiber:
- Erklärung zur Kernenergie auf der Klimakonferenz COP28 im 2023: Rund 20 Länder sprechen sich für eine Verdreifachung der Atomenergie bis 2050 aus. Anders sei Klimaneutralität bis 2050 nicht zu erreichen.
- Gründung der EU-Kernenergieallianz 2023: 16 Länder planen den Aufbau einer integrierten europäischen Kernenergieindustrie und verpflichten sich, bis 2050 einen Anteil von 150 GWe Kernenergie am EU-Strommix zu erreichen (= +50% gg heute)
- Die SMR-Allianz der Europäischen Kommission 2024 entsteht mit Ziel, „die technologische und industrielle Führungsrolle Europas im Bereich der Kernenergie aufrechtzuerhalten“
- Investitionsplan der USA zur Förderung der Entwicklung von SMRs und Mikroreaktoren (Inflation Reduction Act 2022)
Der Westen zieht nach
Der Neubau von Kernkraftwerken ist keine rein chinesisch-russisch-indische Angelegenheit mehr. Der Westen hat erkannt, dass er die Entwicklungen etwas verschlafen hat und bemüht sich nun, den Rückstand auf die kerntechnisch sehr innovativen Länder wie Russland, China und Südkorea aufzuholen. So planen die USA eine Verdreifachung der Kernenergiekapazität bis ins Jahr 2050. Grossbritannien baut zurzeit zwei grosse Anlagen zu je 1630 MW und plant zwei weitere zu je 1670 MW Leistung. Zugleich investiert es stark in die Entwicklung kleiner, modularer Reaktoren, sogenannter SMRs. Frankreich baut zurzeit zwei Anlagen zu je 1600 MW. Polen plant drei Anlagen mit insgesamt 3750 MW Leistung, und auch die Slovakei baut bereits. Schweden und die Niederlande möchten wieder in die Kernenergie einsteigen.
Weltweit wird insbesondere viel in die Entwicklung kleiner, modularer Reaktoren investiert. Darunter sind Reaktoren, die auf dem Prinzip der bereits bestehenden thermischen Reaktoren aufbauen, aber einfacher und noch sicherer konstruiert sind, sowie verschiedene Typen einer technisch neuen Generation. Sie alle könnten in absehbarer Zeit in vielen Bereichen eingesetzt werden, sei es im Lastfolgebetrieb mit erneuerbaren Energien, zur dezentralen Stromerzeugung für grosse Verbraucher oder entlegene Ortschaften, im Wärmebereich oder in der Wasserstroffproduktion. Auch Mikroreaktoren für den Schiffsbetrieb sind unter den Entwicklungszielen. Mehr zu SMRs finden Sie hier.
Die globale nukleare Stromerzeugung ist in den letzten Jahren zwar nicht gestiegen, da neben den Neubauten auch alte Anlagen stillgelegt werden mussten. Aber die Branche erneuert sich beständig. Kernenergie ist kein Auslaufmodell, bei Weitem nicht. Eine nukleare Renaissance steht an.