Seit über 50 Jahren betreibt die Schweiz Kernkraftwerke an zuerst vier, und heute drei Standorten im Mittelland. Die Werke befinden sich alle an Flüssen, welche die Versorgung mit genügend Kühlwasser garantieren.
Sie laufen seit ihrer Inbetriebnahme zuverlässig und wurden im Laufe der Jahre ständig erneuert und modernisiert. Die Anlagen stehen unter der Aufsicht des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats (ENSI). Es überprüft die Anlagen jährlich auf ihre Sicherheit.
- Beznau-1, in Betrieb seit 1969, (365 Megawatt Leistung)
- Block Beznau-2, in Betrieb seit 1972 (365 Megawatt Leistung)
- Mühleberg, in Betrieb seit 1972 (373 Megawatt Leistung) - in der Stilllegung seit Dezember 2019
- Gösgen, in Betrieb seit 1979 (1060 Megawatt Leistung)
- Leibstadt, in Betrieb seit 1984 (1275 Megawatt Leistung)
Besuchen Sie ein Kernkraftwerk!
Sie werden staunen, wie spannend und eindrücklich das ist. Lassen Sie sich die Anlage von den kompetenten Besucherführerinnen von Frau zu Frau erklären und stellen sie alle Fragen, die Sie rund um Kernenergie beschäftigen. Informationen zu Führungen erhalten Sie auf den Webseiten der jeweiligen Anlagen.
Wem gehören die Schweizer Kernkraftwerke?
Alle fünf Anlagen sind zum grössten Teil in öffentlichem Besitz. Sie gehören Stromunternehmen wie Axpo Power AG, Alpiq AG, BKW Energie AG, CKW AG, ewb AG, der Stadt Zürich und kleineren Gesellschaften, die wiederum den Kantonen und kantonalen Elektrizitätswerken gehören - und damit letztlich dem Volk. Die Kantone haben denn auch mit den Stromunternehmen Lieferverträge zu langfristig garantierten und Preisen.
Weitere Kernanlagen in der Schweiz:
Forschungsreaktor an der Universitäten von Lausanne
Paul Scherrer Institut PSI, 5404 Villigen, mit Kernforschung und Hotlabor
Zwischenlager ZWILAG, 5303 Würenlingen.
Wie funktioniert ein Kernkraftwerk?
Ein Kernkraftwerk ist ein sogenanntes „thermisches" Kraftwerk: Die Wärme aus der kontrollierten Kernspaltung erhitzt Wasser, bis es verdampft. Der Dampf wird auf Turbinen geleitet und treibt sie an wie der Wind ein Windrad. Dadurch drehen sich die Turbinen und mit ihnen der Stromgenerator, mit dem sie starr verbunden sind. Der Generator erzeugt durch diese Drehung Strom, nach demselben Prinzip wie ein Fahrraddynamo. Mehr dazu erfahren Sie hier.
Im Gegensatz zu anderen thermischen Kraftwerken wie Gas-, Öl- oder Kohlekraftwerken wird bei der nuklearen Stromerzeugung aber nichts verbrannt, um Wärme zu erzeugen. Deshalb hat ein Kernkraftwerk praktisch keine Emissionen. Luft und Wasser um ein KKW bleiben sauber. Im ganzen Lebenszyklus eines Kernkraftwerks, also auch bei der Urangewinnung und in der Wntsorgung, wird kaum klimaschädigendes Treibhausgas ausgestossen. Mehr darüber hier.
Die Leistung der Kernkraftwerke
Ein Kernkraftwerk ist in der Regel rund um die Uhr in Betrieb. Es kann die installierte Leistung über das ganze Jahr voll ausschöpfen. Das bedeutet, dass ein KKW wie Leibstadt in einem Jahr gut 9 Millionen Megawattstunden Strom erzeugt. Das ist Strom für über eine Million Menschen oder rund 15 Prozent der Schweiz - klimafreundlicher, regelbarer und bezahlbarer Strom! Diese wichtige Bandenergie braucht die Schweiz, ganz besonders im Winter.
Was wir oft vergessen: Ein Flusskraftwerk oder ein Speichersee mit einer vergleichbar grossen installierten Leistung, wie z.B. die Grande Dixence, erzeugt weniger Strom als ein Kernkraftwerk. Auch wäre nach wenigen Wochen jeder Speichersee leer, würde man das Wasser voll laufen lassen und die ganze Leistung abrufen. Bei einem Flusskraftwerk schwankt die Produktion stark nach saisonalem Wasserpegel. So erzeugt beispielsweise das moderne Flusskraftwerk Rheinfelden bei 100 MW installierter Leistung 600 Mio. kWh Strom pro Jahr.
Bei Windkraft oder Photovoltaik ist der Ertrag pro installiertem MW Leistung noch viel kleiner als bei Wasserkraft, da die Sonne nicht 24 Stunden am Tag scheint und gerade im Winter, beim höchsten Strombedarf, sehr schwach ist. Unter den gegebenen geophysikalischen Rahmenbedingungen lässt sich pro installiertem MW photovoltaischer Leistung rund 7 bis 8 Mal weniger Strom erzeugen als mit Kernenergie.
Auch ist die Schweiz ein windarmes Land. Knapp 2500 modernste Windgeneratoren vom Typ Peuchapatte im Kanton Jura wären an weiteren optimalen Lagen nötig, um beispielsweise die Produktion des KKW Leibstadt zu ersetzen. Und auch dann gäbe as Tage ohne Wind - und ohne Strom.
Ralph Eichler, ehemaliger Präsident der ETH Zürich, bringt es auf den Punkt: «Um 1,2 GW Nennleistung aus den Kernkraftwerken Beznau und Mühleberg zu ersetzen, bräuchten wir 600 riesige Windturbinen von je 5 MW Leistung. Oder wir müssten während 10 Jahren jeden Tag 600 Meter Autobahnfläche mit Solarzellen bestücken. Zugleich wären 20'000 Batterien in der Grösse eines Schiffscontainers notwendig, um Energie für die Zeiten mit wenig Sonnenstrahlung zu speichern.»
WiN Schweiz sagt: «Es macht keinen Sinn, eine klimafreundliche Technologie durch andere klimafreundliche Technologien zu ersetzen. Im Gegenteil: Wir brauchen die Kernenergie ebenso wie erneuerbaren Energien, um unseren Energieverbrauch zu dekarbonisieren und die Versorgung der Schweiz mit ausreichend klimafreundlichem Strom zu sichern.»